Pressemitteilung

07.12.08-25.02.09
Frauenmuseum, Bonn
Textile Kunst aus Litauen
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 07. Dezember 2008, 12 Uhr

Textilkunst in Litauen ist ein äußerst dynamisches und vielfältiges Kunst-Phänomen. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der neunziger Jahre haben junge und innovative Künstlerinnen und Künstler ihren Ruf weit über den baltischen Raum hinaus verbreitet. Mit Beginn dieser neuen Ära hat ein Teil der Textilkünstlerinnen angefangen zu experimentieren und gänzlich neue Wege zu beschreiten. Nunmehr wurden und werden Materialien und Techniken genutzt, die früher schlichtweg als nicht „textilfähig“ galten.

In die Tapisserien werden neben traditionellen Materialien wie Naturgarnen (Wolle, Leinen) auch Synthetikgarne, organische Materialien oder Menschenhaare eingewoben. In Installationen, dreidimensionalen Werken und Textilplastiken verarbeiten die litauischen Künstlerinnen Polyäthylen, Nylon, Silikon, Metall, Metallfolie, Draht, Stacheln und sogar Lebensmittel.

Diese Hinwendung zu Materialien aller Art hat dazu geführt, dass der litauischen Textilkunst nun ein großes Spektrum von neuen, früher nicht angewandten Techniken zur Verfügung steht. Als Folge sehen wir heute in den Arbeiten der litauischen Textilkünstlerinnen diese neuen Techniken, die sich gelegentlich auch modernster Technologie bedienen, zusammen mit traditionellen Techniken wie Stickerei und klassischer Gobelin-Webtechnik. Die zahlreichen, ganz persönlichen Techniken der Künstlerinnen vereinen auffallend oft traditionelles und neues, archaisches und modernes, organisches und synthetisches in ein und demselben Kunstwerk.

Die im Frauenmuseum in Bonn vertretenen litauischen Textilkünstlerinnen unterscheiden sich von ihren westeuropäischen und skandinavischen Nachbarn vor allem in ihrer konzeptuellen statt utilitären Ausrichtung. Hat sich die Textilkunst in Westeuropa und im skandinavischen Raum als Teil des zeitgenössischen Raumdesigns etabliert, nutzen die Litauerinnen die Ausdrucksmöglichkeiten der anderen Künste, wie Fotografie, Bildhauerei und Video, und bereichern die Kunstkonzeption mit der archetypischen textilen Schicht. Sie haben die ziemlich geschlossene Sphäre des „reinen Genre“ verlassen, sich von der Einstellung der Textilkunst als angewandter Kunst mit ihren begrenzten Möglichkeiten gelöst und die Grenzen der Ausdrucksmöglichkeiten in der Textilkunst erweitert.

Die Textilkünstlerinnen in Litauen haben sich für ihre Kunst die charakteristische Sprache der Objekte, Installationen, Performances zu eigen gemacht. Und gleichzeitig haben sie nie aufgehört, sich für die Ausdruckssprache der archaischen und traditionellen Techniken und Materialien zu begeistern.

An der Ausstellung „Textile Kunst aus Litauen“ sind folgende Künstlerinnen beteiligt:

• VITA GELUNIENE
• MONIKA ZALTAUSKAITE GRASIENE
• JOLANTA SMIDTIENE
• LAIMA ORZEKAUSKIENE
• SEVERIJA INCIRAUSKAITE – KRIAUNEVICIENE
• INGA LIKSAITE
• VIOLETA LAUZONYTE
• ZYDRE RIDULYTE
• BRONE NEVERDAUSKIENE
• DANUTE VALENTAITE
• AUSRA KLEIZAITE
• EGLE GANDA BOGDANIENE
• JURATE PETRUSKEVICIENE
• LINA JONIKE
• LORETA SVAIKAUSKIENE
• ALMYRA WEIGEL


 

 

 

 

 

 

laima orzekauskiene - "frauen-archetypen"; danute. lina. violeta. kristina 2002-2005; frauenhaare, goldfaden, doppelt gewebt

 

 

 

severija incirauskaite-kriauneviciene "ausgebleichtes rokoko" 2007; metallteller, baumwolle, kreuzstickerei, gebohrt